Lebenskrisen entstehen besonders häufig in den Zeiten, in denen Veränderung anstehen. Daher sind Lebensphasen, in denen solche Veränderungen durch unsere Entwicklung vorgegeben sind, auch besonders krisenanfällig. Man spricht hier auch von den vier Geburten des Menschen:
1. Biologische Geburt.
Viele Forscher haben sich mit dem Geburtstrauma beschäftigt und ihm eine wichtige oder gar zentrale Rolle bei der weiteren Entwicklung gegeben.
2. Individuelle Geburt.
Etwa zwischen dem 1. und dem 3. Lebensjahr entwickelt sich das „Ich-Bewusstsein" der Persönlichkeit, die Abgrenzung zu den Eltern und anderen Menschen. In dieser Geburtsstunde der Persönlichkeit entstehen auch die Fundamente der späteren Erkrankungsmuster.
3. Soziale Geburt.
Um das 20ste Lebensjahr herum steht die Ablösung vom Elternhaus und das Finden einer eigenen Identität im persönlichen, beruflichen, partnerbezogenen und familiären Bereich an.
4. Spirituelle Geburt.
Diese Phase erstreckt sich etwa vom 35. bis zum 50. Lebensjahr und beinhaltet das Abtrauern der Tatsache, dass „die Blütezeit des Lebens vorüber ist" und das Altern beginnt.
Die „Macher-Philosophie" der Blütezeit muss nun durch eine neue Lebenshaltung ersetzt werden, Reflexion und Besinnung sind angesagt.
Die „Angst vor dem Sterben" tritt oft in den Vordergrund und verstellt den Blick auf die neuen Möglichkeiten dieser Phase. Viele Beziehungen geraten ins Schlingern, wenn ein oder beide Partner Versäumtes aus früheren Phasen (vergeblich!) nachzuholen versuchen.
Veränderungen laufen oft in vier Phasen ab:
1. Gewohnheit.
Die Lebensabläufe haben ihre feste Ordnung und Stabilität, aber das Lebendige droht zu verschwinden.
2. Veränderung, Abschied.
Positive oder negative Veränderungen unserer Umwelt oder in uns selbst bewirken, dass die alten Gewohnheiten zu immer neuen Konflikten führen. Reagieren wir nicht, dann zeigen sich mit Beschwerden und dann Krankheiten deutliche Warnhinweise. Finden wir auch hier nicht die richtige Antwort (indem z.B. Krankheiten nur rein symptomatisch behandelt werden und die Frage nach dem „Warum" nicht gestellt wird), dann kann der Lebensentwurf insgesamt zusammenbrechen z.B. mit solchen Konsequenzen wie Sucht, Krankheit, Tod.
3. Chaos, Fremdheit.
Lassen wir uns auf das Neue, auf die Veränderung ein, so entsteht zuerst eine oft quälende Phase der Ungewissheit, in der wir uns umstellen müssen. Man vermisst „das gemütliche Sofa des vertrauten Elends", auf dem man vorher saß und ist oft verzweifelt bemüht, eine kontrollierbare Ordnung wieder herzustellen, mitunter auch die alte.
4. Neuanfang.
Nun beginnt das Positive in der Veränderung spürbar zu werden und wir fühlen uns „wie im Frühling", berauscht von den eigenen Möglichkeiten, das Schicksal in die Hand zu nehmen. Nun entsteht oft eher Angst vor Einschränkung und Begrenzung durch andere.
Die Angst vor der Veränderung, vor dem Aufgeben alter Lebensmodelle blockiert oft in der 2. Phase und führt dann zur Entwicklung einer Krankheit.